Meine Schwester und ich haben zusammen eine Nesteldecke als Weihnachtsgeschenk für meine Mama genäht, die an Demenz erkrankt ist. Für den Fall, dass Ihr mit dem Wort Nesteldecke nichts anfangen könnt, erkläre ich Euch, was das ist.
Die Idee hinter der Nesteldecke
Eine Nesteldecke ist eine spezielle Decke für Demenzkranke. Vor allem im schweren Schwergegrad fangen viele Patienten zu nesteln an. Sie brauchen eine Beschäftigung für ihre Hände und deshalb sollte eine solche Decke auch Dinge enthalten, an denen man rumnesteln kann.
Eine Nesteldecke muss nicht unbedingt im klassischen Sinn schön sein, sie braucht auch kein aufwändiges Muster. Statt dessen sollten in ihr unterschiedliche Stoffe verarbeitet sein, so dass durch die verschiedenen Oberflächenbeschaffenheiten Reize geschaffen werden. Auch Bänder, Kordeln, Reißverschlüsse, Taschen, eingenähte Hemdärmel etc. machen die Decke für den Benutzer interessant und geben den unruhigen Händen einen Anker.
Unsere Nesteldecke
Was schenkt man einem geliebten Menschen, den man nicht mehr erreichen kann und bei dem aus verschiedenen Gründen alle möglichen typischen Geschenke nicht mehr funktionieren? Im Vorfeld von Weihnachten hatte ich deshalb die Idee, zusammen mit meiner Schwester eine Nesteldecke für unsere inzwischen stark demenzkranke Mutter zu nähen.
Die Stoffe:
Ich habe ja schon erklärt, dass bei einer Nesteldecke vor allem verschiedene Stoffqualitäten wichtig sind. Wir haben Cord, Wolle, einen Glitzerstrickstoff, Nicki, Jersey und einen dünnen Baumwollstoff verwendet. Farblich sind wir grob im Schema pink-grau geblieben.
Die Größe sollte so sein, dass man die Decke gut auf den Schoß liegen kann. Wir haben uns daher für 4 x 3 Felder entschieden. Die einzelnen Quadrate sind im Zuschnitt 20 x 20 cm groß. Damit ergibt sich eine Größe von 72 x 54 cm. Die Vorder- und Rückseite sind nur mitteinander verstürzt. Als Rückseitenstoff haben wir den pinken Wollstoff genommen, der auch auf der Vorderseite schon zum Einsatz kam.
Unsere eingebauten Aktivitäten
Wir haben verschiedene Aktivitäten eingebaut, damit sie etwas hat, an dem sie rumnesteln kann. Außerdem wollten wir Fotos mit einbauen. Weil sie aber eigentlich nur noch auf unseren Vater reagiert, haben wir nur vom ihm ein Foto auf Stoff gedruckt und das in die Mitte der Decke genäht. Oberhalb des Fotos erkennt Ihr auch noch den aufgenähten Reißverschluss. Hier habe ich einen Spitzenreißverschluss von Coats verwendet.
Auf zwei der Quadrate haben wir schräg ein Webband aufgenäht. Außerdem mehrere frei bewegliche Elemente, wie hier das Blatt. Das ist einfach zwischen zwei Quadraten mitgefasst. An einer anderen Stelle baumelt noch eine weich gefütterte Wolke.
Damit die Nesteldecke unterschiedliche Sinne anspricht, haben wir eine Rasselscheibe in integriert. Dazu habe ich zwei kleine Stoffquadrate an drei Seiten rechts auf rechts zusammengenäht. In diese “Tasche” habe ich dann die Scheibe einmal umwickelt mit einem Jerseystreifen reingesteckt. Dann habe ich die Aufhängung ebenfalls reingesteckt, die Kanten vom Täschchen nach innen gelegt und das dann knappkantig zugenäht.
An einer Stelle haben wir einen dicken Knopf aufgenäht.
Hier seht Ihr zwei weitere Aktivitäten: Einen Steckverschluss, den wir über zwei der Quadrate gespannt haben und den Stern, der mit einem Webband befestigt ist und frei rumbaumelt.
Unten an der Decke haben wir noch einen Karabinerverschluss eingebaut. Auch der wurde mit Webbändern in den Nähten fixiert.
An der rechten Seite unserer Nesteldecke haben wir noch ein Handmadelabel aufgenäht.
Hier seht Ihr unsere Nesteldecke noch einmal als Ganzes. Simone hat mir beim Zuschnitt geholfen und die einzelnen Quadrate zusammengenäht. Ich habe daraus dann Reihen genäht, die Vorder- und Rückseite verstürzt und einmal rundherum knappkantig abgesteppt und die beiden Seiten an allen Nahtkreuzungen mit einem Knotenstich verbunden.
Ich bin gespannt, ob meine Mutter die Decke mit der Zeit für sich entdeckt. Im Moment kann sie noch nichts damit anfangen, aber ich habe im Netz mehrfach von Berichten gelesen, bei denen das Interesse mit der Zeit gekommen ist.
Jetzt geht das Ganze noch zu:
Monika
4. Februar 2018 at 22:23 (7 Jahren ago)Wow! <3 was für eine wunderbare Idee und so liebevoll umgesetzt!
Das rührt mich sehr… liebe Grüße
Simones Nachbarin 🙂